Zitronenfalter
Gonepteryx rhamni (LINNAEUS, 1758)
Über Geschmack lässt sich streiten, über Schmetterlinge nicht. Sie sind schön und zaubern uns in der Frühlingszeit ein Lächeln ins Gesicht.
So zum Beispiel der Zitronenfalter. Diese kleinen gelbfarbenen Gesellen fliegen ab März, wenn die Frühjahrsblüher wie Schlüsselblume, Primel oder Wiesenschaumkraut ihre Blüten öffnen. Sie saugen den ersten Nektar, den sie nach vielen Frostnächten dringend benötigen.
Auf jedem Flügel des Zitronenfaltermännchens, leuchtend gelb gefärbt, befindet sich ein unscheinbarer, orangefarbener Fleck, der sie vom Großen Kohlweißling unterscheidet.
Der Zitronenfalter ist häufig am Waldrand zu finden, aber mit dem richtigen Nahrungsangebot, wie beispielsweise einer blühenden Saalweide, lässt er sich auch in den Garten locken. Schmetterlinge sind gerade im Frühjahr wichtige Bestäuber für unsre Pflanzen und werden neben unseren Wildbienen oft verkannt, aber dringend benötigt.
Der Zitronenfalter ist unter den Schmetterlingen ein „Durchhalter“. Er verbringt den Winter als Falter im Freien, wo er sich zwischen trockenen Blättern, in Baumhöhlen und Spalten oder wie ein Blatt am Ast hängend versteckt. Im Herbst hat er dafür seine Vorarbeiten geleistet und sich auf Schnee und Frost vorbereitet. Sein Trick ist die Einlagerung von Glycerin in seine Zellen. Das kennt man als Frostschutzmittel in der Scheibenwaschanlage. Es setzt den Gefrierpunkt herab und schützt sich so vor dem Erfrieren. Kurzzeitig kann er damit bis zu minus 20°C überleben. Mit diesem Trick kann der Zitronenfalter bis zu zwölf Monate alt werden, oft findet man ihn im Efeu oder in Brombeeren, er verschläft dort dementsprechend viel Zeit.
Im April beginnt bereits der Balztanz und das Weibchen legt seine Eier anschließend einzeln an den Nahrungspflanzen ab. Das ist meist der Faulbaum, manchmal auch ein Kreuzdorn. Die grünen Raupen fressen sich 4-5 Wochen satt, um sich anschließend zu verpuppen. Ein solcher Raupenfraß ist keine Tragödie und unsere heimischen Sträucher haben seit Millionen Jahren gelernt damit umzugehen, sie können diese Fress-Attacken gut überleben. Wer genug Geduld hat, kann diesen Prozess im eigenen Garten beobachten. Und wird belohnt, wenn die grüne Puppe am Zweig plötzlich aufplatzt und der wunderschöne Falter schlüpft.
Anfang Juli fühlen sich die geschlüpften Zitronenfalter magisch von Disteln und Flockenblumen angezogen. Was sie nun brauchen, sind heimische Pflanzen mit viel Nektar. Beim Überleben helfen ihnen viele der Pflanzen, die wir in Gartenmärkten kaufen können, leider nicht. Es sind oftmals Blütenpflanzen, die durch ihre Zucht ihre natürliche Bestimmung, Pollen und Nektar zu bilden, verloren haben. Ihre Staubgefäße und Blütenblätter sind gezüchtet worden, damit der Mensch Geschmack an ihnen findet, für die Natur haben sie jedoch keinen Nährwert.
Schon zehn Tage, nachdem der Falter geschlüpft ist, verfällt er in eine Art Sommerstarre. Fast wie im Märchen von Dornröschen, das irgendwann wachgeküsst wird, erwacht er im September und fliegt dann bis Oktober. Im Anschluss schließt sich der Lebenszyklus und der Zitronenfalter fällt in die Winterstarre.
Nur wenige von den 200 in Deutschland heimischen Tagfalterarten überleben als erwachsene Falter. Dazu gehört neben dem Zitronenfalter der Kleine Fuchs, das Tagpfauenauge, der C-Falter, der Trauermantel und der Große Fuchs.
Was für eine enorme Leistung für diese grazilen Wesen, die nur hauchdünne Flügel besitzen, und zu Recht mit ihrer Zartheit und Verletzlichkeit unseren Beschützerinstinkt wecken.
Helfen Sie den Faltern und lassen Sie Totholz und Blätter über den Winter liegen. Freuen Sie sich über Efeu, Disteln, Brennnesseln oder eine Brombeerhecke in ihrem Garten.
Denken Sie daran, auch mal eine Saalweide, einen Faulbaum oder Kreuzdorn zu pflanzen. Genauso wie Schlüsselblumen, Wiesenschaumkraut, Primeln, Disteln und Flockenblumen. Mit heimischen Stauden und Gehölzen unterstützen Sie unsere Falter und Schmetterlinge.
Es gibt eine Vielfalt heimischer Pflanzen als Stauden oder Saatgut, die auch für ihren Garten geeignet sind.
Wer weiß, wer sie dann im nächsten Frühjahr besuchen kommt …
Bis dahin erfreut Euch an diesem tollen Film über den Lebenszyklus des Zitronenfalters: http://schmetterlinge-aufziehen.de/zitronenfalter/
Dipl.-Biologin Heidi Mayerhöfer